Silke Kettelhake:  Renée Sintenis – Berlin, Bohème und  Ringelnatz

„Wann sieht ein Walfisch wohl je ein Reh? Ach du! Renée!“, dichtete Joachim Ringelnatz 1923 zum Abschied an seine Freundin, die ihm eine Karriere als Maler ermöglichte. Sie war die perfekte Garçonne und eine der bestverdienenden Künstlerinnen ihrer Zeit: Renée Sintenis.
Die 1888 geborene Bildhauerin Renate Alice Sintenis hat Berlin ein freundliches Gesicht gegeben: Jedes Jahr werden ihre Bären auf den Berliner Filmfestspielen verliehen; am ehemaligen Kontrollpunkt Dreilinden grüßt ihr Bär die Autofahrer.
Sie lebte und liebte die Bipolarität: Verheiratet blieb sie ihren Freundinnen zugeneigt. Sie setzte sich in einer Männerdomäne durch: der Bildhauerei. Die Zerstörung ihres Freundes- und ihres Wirkungskreises unter dem Einfluss Nazis raubte fast ihre Existenz und ihren Verstand. Die Kunst war ihr alles.
Die 1, 80 Meter große Renée war das It-Girl, nicht nur für eine Saison. Ihr Look macht Furore, sie ist eine der meistfotografierten Frauen im Berlin der Weimarer Republik. Der Galerist, Kunstsammler und Verleger Alfred Flechtheim begeisterte sich mit derselben Leidenschaft für den Boxsport wie für die Kunst seiner Zeit – und für Renée Sintenis.
Den Höhepunkt ihrer Karriere stellte ihre Aufnahme in die Preußische Akademie der Künste dar, die sie 1921 als erste Frau im Fach Bildhauerei in ihre Reihen berief. 1934, die 46-Jährige gilt als nicht-arisch, Ausstellungsverbot, Berufsverbot. Ein Jahr zuvor, 1933, musste die Galerie Flechtheim unter dem Druck der Nationalsozialisten schließen. In der faschistisch-monumentalen Kunst ist kein Platz für Renée Sintenis. 1937 werden ihre Werke aus öffentlichen Sammlungen entfernt und als entartete Kunst diffamiert. Es erwartet Sie eine faszinierende Zeitreise in das Berlin der Zwanziger Jahre - Silke Kettelhake hat Renée Sintenis und ihren Kreis dem Vergessen entrissen.

Silke Kettelhake, geboren in Hameln, ist Publizistin in Berlin, schreibt für Print- und Onlinemedien. Sie veröffentlichte vier Romanbiografien in renommierten Verlagen über widerspenstige Frauen in schwierigen Zeiten.


Sonntag, den 1. Oktober 2017

Beginn: 11.15 Uhr („Matinée in  der Pfortmühle“)
Eintritt: 5,- € für Mitglieder (sonst 7,- €)

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