Heiko Postma: Über Matthias Claudius
Heiko Postma :
»Kommt Kinder, wischt die Augen aus,
Es gibt hier was zu sehen«
Über den Wandsbecker Boten
MATTHIAS CLAUDIUS
(1740 - 1815)
Sein »Abendlied«, das mit den Worten beginnt »Der Mond ist aufgegangen" und in dem ein ganz schlichtes Naturerlebnis das Nachdenken über Gott und die Welt
auslöst - es gehört zum unvergänglichen Vorrat deutscher Poesie, genau wie dessen morgendliches Gegenstück, das zum Bestaunen des Sonnenaufgangs vors Haus ruft: »Kommt Kinder, wischt die Augen aus.! Es gibt hier was zu sehen«. Matthias Claudius traf einfach den Ton, der den Leser oder Zuhörer berührt: Ob er in seinem »Lied, hinterm Ofen zu singen«, gutgelaunt, obschon frierend, dem Winter bekundet, »ein rechter Mann« zu sein, »kernfest und auf die Dauer«; oder ob er in seinem (Anti-)»Kriegslied« entsetzt und verzweifelt begehrt, »nicht schuld zu sein« an diesem Grauen. Doch Matthias Claudius konnte noch viel mehr, wovon sich zumal die Leser des »Wandsbecker Boten« überzeugen durften, denen »Asmus«, wie er sich als Redakteur nannte, ein wahres Feuerwerk von Einfällen bot: mal witzig überschäumende, mal besinnliche Verse und Prosastücke; mal ernsthaft angelegte philosophische oder religiöse Betrachtungen, mal spielerisch nonsenshafte Schnurrpfeifereien; und dazwischen immer wieder gekonnte, scheinbar naive, grad darum aber treffsicher auf den Punkt gebrachte Buchkritiken. Erstaunlicherweise hat die Zeitung nur 4 1/2 Jahre bestanden; doch nun reklamierte Claudius deren Namen für sich selber. Er blieb zeitlebens, auch wenn ihm in zunehmendem Alter die poetischen Kräfte (genau wie sein Verständnis für die politischen Entwicklungen der Zeit) merklich schwanden, »Asmus«, der Bote von Wandsbeck, und von 1775 bis 1812 erschienen seine neuen Bücher alIemal als »Sämmtliche Werke des Wandsbecker Bothen«.
An diesem Vormittag gibt Heiko Postma einen Einblick in Leben und Schaffen dieses dauerhaft von Geldnöten geplagten, doch bemerkenswert glücklichen Poeten und beneidenswerten Ehemanns seines »Bauernmädchens« Rebecca, dieses wunderbar verspielten, doch pädagogisch kundigen Familienvaters, dieses frommen, doch stets nachdenklichen Christenmenschen, aus dessen Schrif ten versteht sich, ausgiebig vorgelesen wird. Heiko Postma hat bei uns durch seine lebendige Vortragsweise schon mehrfach großen Beifall gefunden.
Sonntag, den 14. Februar 2016
Beginn: 11.15 Uhr ("Matinée in der Pfortmühle")
Eintritt: 5,- € für Mitglieder (/sonst 7,- €)