Ulrich Sieg:

Der Krieg der Geister - Zur 100 jährigen Wiederkehr des 1. Weltkrieges



Die Theorie vom deutschen Sonderweg spielte eine Schlüsselrolle im Geschichtsdenken der alten Bundesrepublik. Sie hob Deutschlands Demokratiedefizite im Vergleich mit Großbritannien oder Frankreich hervor. Zur Erklärung wurde auf das Obrigkeitsdenken seit Luther, auf den preußischen Militarismus und die gescheiterte Revolution von 1848 verwiesen. Das Kaiserreich, so der Referent, sei aber als autoritärer Nationalstaat missverstanden worden. Es habe sehr wohl eine politische Kultur mit hoher Wahlbeteiligung und lebendigen Debatten gegeben, die auch im Ausland positiv wahrgenommen worden seien. Auch im „Westen“ sei nicht alles Gold, was glänzte, z.B. die Härte, mit der die britische Oberschicht ihre Privilegien verteidigte oder der französische Antisemitismus z.Z. der Dreyfus-Affäre. Die Schuldfrage in Bezug auf den 1. Weltkrieg kann nicht einseitig oder eindeutig geklärt werden. Statt moralischer Urteile sollten Argumente und differenzierende Abwägungen erfolgen. Die 100 jährige Wiederkehr des 1. Weltkrieges bietet eine vorzügliche Gelegenheit, um solchen grundsätzlichen Fragen nachzugehen.

Dr. Ulrich Sieg, Historiker und außerplanmäßiger Professor an der Uni Marburg, forscht und lehrt im Bereich der Geschichte des deutschen Judentums, des Antisemitismus und der politischen Ideengeschichte seit 1800. Seine letzte Veröffentlichung (2013) trägt den Titel: „Geist und Gewalt. Deutsche Philosophen zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus“.


Sonntag, den 16. Februar 2014

Beginn: 11.15 Uhr („Matinée in der Pfortmühle“)
Eintritt: 4,- € für Mitglieder (sonst 6,- €)

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