Nadzeya Günther: "Mumu" - Eine Begegnung mit Iwan Turgenjew

Turgenjew (1818-1883) war zwischen 1860 und 1890 der in Westeuropa erfolgreichste russische Schriftsteller, alle anderen Zeitgenossen hinter sich lassend. Mehr als das: Er war überhaupt der erste russische Dichter, der im Westen allgemeine Anerkennung fand. Seine kosmopolitische Weltoffenheit, sein skeptischer Liberalismus, sein von Humanität durchwärmter Realismus trafen beim westlichen Leser auf Verständnis und Sympathie. Er verkehrte mit Flaubert, Maupassant, Sand, die von ihm in höchsten Tönen sprachen. Doch dann änderte sich die Situation um ihn herum ziemlich radikal.

„Ich lese Turgenjew jetzt wieder mit dem selben Eifer und dem gleichen Entzücken wie vor 20 Jahren“, bekennt Thomas Mann am 1. Juni 1914 gegenüber Alexander Eliasberg, dem Übersetzer russischer Literatur. Und er schließt dieser Bemerkung mit Bedauern an, dass „Turgenjew neuerdings zugunsten Dostojewskis in der undankbarsten und ungehörigsten Weise unterschätzt, ja missachtet“ werde.

In den letzten 100 Jahren veränderte sich die Situation kaum. In Deutschland wird Turgenjew sehr wenig herausgegeben, noch weniger erforscht. Lag es daran, dass Dostojewski, Tolstoi und später Tschechow ihn in den Schatten gestellt haben, aus welchem er nicht mehr herauszutreten vermochte? War er „nur“ ein Talent, während andere Genies waren?
Der Vortrag hat das Ziel, den in Vergessenheit geratenen Dichter exemplarisch, am Beispiel seiner Meisternovelle „Mumu“, mit den Zuhörern und Lesern wiederzuentdecken.

Nadzeya Günther, Dozentin für russische Literatur, setzt ihre Reihe „Einführung in die russische Literatur“ fort. Nach zuletzt Gorki soll nun der große realistische Erzähler Turgenjew im Mittelpunkt der Betrachtung stehen.



Sonntag, den 28. September 2014

Beginn: 11.15 Uhr („Matinée in der Pfortmühle“)
Eintritt: 4 € für Mitglieder (sonst 6 €)

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